Der Feind der Gärtner: Die spanische Wegschnecke
Keine Frage: Wer ein paar m2 Erde bewirtschaften kann und wer darauf noch dazu gerne Gemüse pflanzt, dürfte sie hassen – die spanische Wegschnecke, auch Arion vulgaris benannt und regional auch unter Kapuzinerschnecke, Große Wegschnecke oder Lusitanische Wegschnecke bezeichnet.
Seit den 1980ern bzw. stark seit den 1990ern ist diese Nacktschnecke („Nacktschnecke“ ist auch mittlerweile fast die Stammbezeichnung geworden, dabei gibt es noch viele andere heimische Nacktschnecken, dazu aber später) auch in Österreich so richtig angekommen und macht der Landwirtschaft und den Hobbygärtnern das Leben schwer.
Erkenne den Feind: Nacktschnecken unterscheiden!
„Früher war alles besser“ trifft in Sachen Nacktschnecken sogar einmal wirklich zu. Die äußerst invasive und verbreitungswütige spanische Wegschnecke war nämlich vor einigen Jahrzehnten in Österreichs Breiten (und auch in Deutschland) noch relativ unbekannt. Mittlerweile hat Sie aber (wohl durch Verbreitung via diverser Gemüsetransporte) ihren Siegeszug als Neozoon in ganz Europa angetreten und mit Sicherheit auch schon ihren Garten erreicht.
Bevor Sie aber in den Kampf gegen die Arion vulgaris ziehen, sollten Sie sich einmal vergewissern, gegen welchen Feind es überhaupt gilt, anzutreten.
Es gibt nämlich in Österreich (und nicht nur dort) nämlich zum Glück nicht nur spanische Wegschnecken sondern auch heimische Arten, deren Schonung (siehe weiter unten) unbedingt angesagt ist!
Fotos einiger populärer Nacktschnecken werden wir an dieser Stelle noch nachreichen (der Artikel wurde im April nach einem kalten Winter geschrieben – da ist es in Sachen Nacktschnecken noch eher ruhig), es ist aber sehr wichtig, den richtigen Feind zu kennen:
Die spanische Wegschnecke ist eine zwittrige, 7-12 cm lange, braune Nacktschnecke, die zumeist von Juni bis September (in warmen Zeiten auch noch länger) ihre hunderten Eier in ein verstecktes (oft tiefere Erdspalten) legt.
Ist es warm, schlüpft der Nachwuchs schon im Spätherbst (und verkriecht sich dann über den Winter), bei frühen Kälteeinbrüchen schlüpfen die kleinen Spanier dann erst im Februar, März oder April, um sich dann (ob geringer Größe) erst einmal unauffällig zu benehmen.
Im jungen Salat etc. wird man dann aber schon sehr bald erste Exemplare erkennen – ob es sich dabei um eine Arion vulgaris oder eine „normale“ Nacktschnecke handelt, ist leider für den Laien noch sehr schwer zu erkennen.
Ein Übel: Selbst ein richtig kalter Winter macht den angeblichen „Spaniern“ noch nicht den Garaus, ein paar Schneckenbabys überleben immer und hat eine adulte Nacktschnecke im Vorjahr keine Eier gelegt, so kann diese auch Winter überleben (werden bis max. 3 Jahre alt) und Sie finden im Frühling auch schon die ersten „dicken Brummer“ im Gemüsebeet…
In Summe sind aber kältere Witterungen, höhere Lagen etc. durchaus ein Freund in Sachen „Kampf der spanischen Wegschnecke“, ein Kampf, der fast überall in Europa derzeit kaum zu gewinnen scheint.
Bitte nicht verwechseln bzw. töten: Tigerschnegel (siehe weiter unten), Rote Wegschnecke (kann sich z.B. einrollen, das kann die Spanische Wegschnecke nicht), Pilzschnegel, Baumschnegel, Gewächshaus-Schnegel uvm.!
Spanische Nacktschnecken töten – Tipps:
Nachdem bei nahezu allen Gärtnern die Spanische Wegschnecke ähnlich beliebt ist wie Zecken, Gelsen, Blutegel oder die monatliche Zinszahlung, bleibt eigentlich nur ein Weg: Nacktschnecken töten!
War in Anfangs noch der Ansicht, der Plage durch Einsammeln und in den Bio-Müllcontainer werfen Herr zu werden, war dieser Plan schon sehr bald aufgegeben: Der Nachbar war nämlich über die locker aus dem Kübel kriechenden Spanier nicht erfreut;-)
Variante 2 war dann grausam: Einsammeln und ertränken. Kann man gleich vergessen – ist grausam und der resultierende Schleim stinkt fürchterlich.
Nunmehr gibt es eine klare Lösung: Ein schneller Schnitt mitten durch die Arion vulgaris.
Die Reste landen dann auf dem Kompost, wo es (der Geruch toter Schnecken lockt Artgenossen an, die sich hier eine besonders leckere Speise erhoffen) dann ab und an noch ein zweites Gemetzel gibt.
Mit langer Gabel durchstreife ich die „Schneckengebiete“ (im Schatten und auf feuchten Böden bzw. Pflanzorten gibt es die größten Erfolge), zuerst wird aufgespießt (ja, grauslich, aber bei größeren Mengen der Einzeldurchschneidung vorzuziehen), dann wird das gesammelte Werk auf dem Komposthaufen nochmals durchschnitten.
Ideale Tageszeiten: Morgens vor Sonneneinstrahlung, Abends nach Sonnenuntergang bzw. dann, wenn es gerade bewölkt ist bzw. Regen gefallen ist. Spanische Nacktschnecken lieben die Dunkelheit und die Feuchtigkeit.
Weitere Mittel gegen Nacktschnecken:
Wie schon erwähnt: Mit der Gnade ist es bei mir lange vorbei, viele Varianten wurden ausprobiert, kaum etwas hat sich bewährt.
Hier noch ein paar Methoden, die da oder dort verwendet werden, um die spanischen Wegschnecken in Zaum zu halten:
Feinde aus dem Tierreich:
Nachdem die sonst sehr gerne Schnecken fressenden Igeln oder Kröten auf die Spanier gänzlich verzichten, haben sich indische Laufenten als biologisch einwandfreie Schneckenvernichter wunderbar bewährt. Nachteil: Diese brauchen Platz und Pflege.
Ganz wichtig: Der Tigerschnegel. Diese wunderschön gefleckte Nacktschnecke (siehe Bild) frisst nämlich nicht nur das Gelege der Spanier gerne (welches der Mensch selten findet), sondern auch die spanische Wegschnecke selbst! Wo der Tigerschnegel herrscht, ist die Nacktschnecke deutlich reduziert.
Eine Tigerschnegelkolonie im Garten ist demnach großer Segen – diese Schnecken lassen auch das Gemüse in der Regel in Ruhe und holen sich nur abgestorbene Pflanzenteile.
Einen weiteren Verbündeten in Sachen Nacktschnecken will ich Ihnen nicht vorenthalten: Unsere griechischen Landschildkröten fressen -insbesondere im späteren Frühling rund um die Paarungszeit- Nacktschnecken mit Genuss:
Hier ein kurzes Video, wie das dann aussieht, Achtung, ist ein wenig grauslich, wiewohl eigentlich ganz natürlich.
Leider kann man die Schildkröten nicht im ganzen Garten herumlaufen lassen und leider sind diese auch nicht nachtaktiv – verirrt sich aber eine Nacktschnecke untertags ins Gehege, geht das Duell der langsamen Tierchen eindeutig an die Schildkröte.
Schneckenkorn:
Die chemische Keule, auf die ich, nachdem ich diese gänzlich ablehne, nicht weiter eingehen möchte – Schneckenkorn tötet nämlich auch andere (nützliche) Schnecken…
Bierfallen:
Vergessen Sie’s: Auch wenn das Prinzip funktioniert, damit kratzen Sie maximal die Spitze des Eisbergs weg. In Summe ziemlich unbrauchbar – trinken Sie das Bier lieber selbst.
Schneckenzäune:
Nur teilweise wirksam – haben die Spanier die Hürden erst einmal überwunden, sitzt der Feind im eigenen Stall (Hochbeet etc.: kein Problem). Metallschneckenzäune (spitz) haben sich hier oft bewährt, bergen aber auch Verletzungsgefahr in sich.
Schneckenfalle Holzlatte, Steine, Topfpflanze oder Wassertonne etc.:
Eine durchaus brauchbare Methode, die Nacktschnecken auch untertags zu erwischen: Gerne verkriechen sich diese nämlich unter Beetbegrenzungen und können dort dann „abgesammelt“ werden.
Legt man ein Brett (fest andrücken, es sollte kaum Raum bleiben, sonst wird es der Schnecke zu trocken bzw. hell) auf relativ flachen Untergrund, kann man schon sehr bald Nacktschnecken einsammeln: Die Guten dürfen weiterleben, die Bösen nicht…
Auch Steine und andere Gegenstände (z.B. Topfpflanzen mit Untersetzer) eignen sich hier oft sehr gut als Lockmittel.
Auch unter Wassertonnen (stehen oft in der Nähe der Beete) sind bei Nacktschnecken sehr beliebt – spätestens wenn die Tonne leer ist, zahlt sich ein Blick darunter oft aus…
Trockene Umgebung
Da die Arion vulgaris Feuchtigkeit und Schatten liebt und braucht, ist Trockenheit und Sonne der natürliche Feind dieser Nacktschnecken.
Wer die Beete in sonnigen und trockenen Lagen anlegt (mit wenig Schattenplätzen in der Umgebung), hat deutlich weniger Nacktschnecken zu bekämpfen. Auch Betonwege, Sägespäne oder Steinmehl werden oft gegen die schleimigen Feinde eingesetzt.
Allianz mit den Nachbarn versus Arion vulgaris
Als seinerzeit 2 von 3 Nachbargrundstücken nicht regelmäßig gepflegt waren (kein Rasenschnitt, viel Schatten etc.) war dies die Hochblütezeit für Spanische Wegschnecken in meinem Gemüsebeet.
Kaum war ein Garten vom Schatten befreit, der andere Garten regelmäßig gemäht und ein Nachbar schützte seinen Gemüsegarten sogar mit Schneckenkorn (da gab es meinerseits natürlich ein „Pfui“ – aber die Wahl der Mittel bleibt natürlich dem Nachbarn überlassen), ging die Schneckenpest merklich zurück.Dazu selber ein paar „Kontrollgänge“ an feuchten Abenden, viele Tigerschnegel im Garten, regelmäßiges Absammeln unter diversen „Nächtigungsplätzen“ – und schon ist die Plage nur noch halb so wild (oder gar nicht mehr wild).
Nachdem selbst hohe Betonsockel bei Zäunen für die Spanier an feuchten Abenden kein Hindernis darstellen, ist ein verbündeter Nachbar (kann man sich natürlich nicht aussuchen) immer von Vorteil im ewigen Kampf gegen die schleimigen Biester.
Verstärkt tritt in den letzten Jahren übrigens auch in Österreich eine neue Schnecke auf: Die Gefleckte Weinbergschnecke (eine Verwandte der bei uns heimischen Weinbergschnecke) ist eigentlich ein Exot aus dem Mittelmeerraum und hat es gerne warm – die milden Temperaturen lassen so manches Exemplar aber nunmehr auch bei uns überleben. Infos dazu hier: Gefleckte Weinbergschnecke