Ritterstern – Vermehrung mit Samen ist keine Hexerei
Beim Ritterstern (bei uns sehr gerne -und leicht falsch- als Amaryllis bezeichnet und verkauft) kennen wohl die meisten Freunde der hübschen Pflanze die Vermehrung via Brutzwiebeln, die sich da bei guter Laune (=Pflege) neben der Hauptzwiebel bilden.
Diese vorsichtig abgetrennt – und schon hat man 2 oder mehrere Rittersternpflanzen.
Viel weniger ist allerdings bekannt, dass man den Ritterstern auch ziemlich einfach via Samen vermehren kann!
Wohl das eine oder andere Jahr habe ich bei meinen Amaryllispflanzen nach der Blüte nicht genau hingesehen bzw. auch die Pflege vernachlässigt – bis ich schließlich ein Knöllchen am Ende der gerade verblühten Amaryllis entdeckte: Eine Fruchtkapsel mit vielen Samen!
Ritterstern befruchten
Der Ritterstern hat sich demnach selbst befruchtet – wer verlässlicher Samen haben möchte, hilft hier einfach ein wenig nach: Ein paar Tage nach dem Aufblühen der Amaryllis bringen Sie einfach ein paar Pollen auf den Stempel (steht vorne ein wenig ab) der Blüte an. Das kann mit Schütteln, mit den Fingern oder auch (professioneller) mittels Pinsel bzw. Wattestäbchen geschehen.
Nachdem die bei uns gängigen Ritterstern-Sorten in der Regel Hybridpflanzen sind, ist es durchaus möglich, dass auch bei „Eigenbefruchtung“ einer Pflanze eines Tages daraus eine völlig andere Blütenvariante wird. Noch wahrscheinlicher ist dies, wenn Sie unterschiedliche (gleichzeitig blühende) Amaryllis befruchten – interessante Kreuzungen können hier entstehen.
Nach dem Verblühen kann man dann das Anschwellen der grünen Fruchtknoten beobachten, gießen Sie die Amarillys nun weiter. In 5 bis 8 Wochen sollte der Fruchtknoten nun ausgereift sein – sobald sich dieser (sieht nun ausgetrocknet aus) öffnet, kann man auch die Samen (siehe Bilder) entnehmen.
Ritterstern Samen einsetzen
Lassen Sie die Samen nach der Entnahme aus der Kapsel noch den einen oder anderen Tag trocknen.Dann gibt es mehrere Möglichkeiten, die Samen zum Keimen zu bringen:
Bei Variante 1 drücken Sie die Samen ganz sanft in Blumenerde (Normalerde, Gemisch Blumenerde-Normalerde, Gemisch Kakteenerde-Normalerde – nicht extrem heikel) und bedecken diese kaum bzw. nur mit einer Minischicht feiner Erde. Plastikfolie oder Glas drüber (damit entsteht ein Glashauseffekt), häufig Lüften.
Variante 2 ist hier auch auf Bildern zu sehen: Die Keimung gelingt auch auf einem Teller, auf welchen man z.B. ein Blatt einer Küchenrolle auflegt und einwässert. Das Wasser sollte hier nicht schwimmen (Fäulnisgefahr) – aber auch nicht gänzlich abtrocknen. Schon in wenigen Tagen zeigt sich bei dieser Methode ein ganz kleiner weißer Punkt: Die Keimung ist gelungen und fast alle Samen keimen auch!
Bei Variante 2 wird es nun Zeit, die keimenden Samen auch in Erde einzubringen – dazu ganz vorsichtig andrücken und auch mit einer Minischicht Erde bedecken.
Die Keimdauer beträgt ca. 10 Tage – je nach örtlichen Gegebenheiten.
Ganz wichtig: Bei beiden Varianten immer für Feuchtigkeit sorgen, bei Variante 1 (Direktsaat) ist es auch durchaus sinnvoll, den Topf abzudecken. Aber auf tägliches Lüften hier nicht vergessen – sonst ist auch hier ein Verfaulen der Samen nicht unwahrscheinlich.
Die Keimtemperatur sollte bei rund 20 bis 25 Grad liegen – Zimmertemperatur ist in diesen Frühlingsmonaten (zumeist blüht der Ritterstern zwischen Dezember und Februar, bis zur fertigen Samenbildung ist es dann schon April-Mai) ideal.
Wenn es draußen dann ganz klar frostfrei ist und die Babys auch schon ca. 5 cm lange Blätter haben, kann man die Jungpflanzen auch schon vorsichtig in den Garten bzw. auf den Balkon verbringen – der Ritterstern-Nachwuchs mag es hier zwar recht hell, die pralle Sonne sollten Sie aber vermeiden.
Sind die Pflanzen zu eng aufgegangen, können Sie entweder im Topf „ausmisten“ (kleinere Pflanzen entfernen) oder topfen (wenn Sie auch nichts wegwerfen können;-) um.
Den ganzen Sommer bleiben die kleinen Rittersterne dann im Garten und werden auch regelmäßig gegossen (Staunässe vermeiden, sonst nicht sehr heikel), deutlich vor den Nachfrösten sollten dann aber das Winterquartier bezogen werden.
Ich habe hier für die Jungpflanzen (da soviele aus der ersten „Zucht“ hervorgegangen sind) 2 Varianten gewählt:
Variante 1 war in der frostfreien und untertags beleuchteten Garage, Variante 2 im Wohnzimmer: Sämtliche jungen Rittersterne haben bei beiden Varianten den Winter gut überstanden, die Pflanzen in der (kalten aber frostfrei gehaltenen) Garage sahen nach dem Winter aber etwas schöner aus.
Im Gegensatz zu den „erwachsenen“ Amaryllis belässt man die Zwiebel der jungen Ausgaben im ersten Herbst/Winter im Topf bzw. halten diese keine Ruhepause!
In Sachen Blüte muss man bei der Vermehrung mit Samen durchaus etwas geduldig sein: Erst nach 4 bis 5 Jahren ist bei den derart vermehrten Rittersternen auch mit Blüten zu rechnen.
So Sie die Samen des Rittersterns nicht verwenden wollen, entfernen Sie den verwelkenden Blütenschaft umgehend – die Samenbildung kostet sonst der Pflanze viel Kraft, die ihr vielleicht im nächsten Jahr bei der Blütenbildung fehlt…
Sehr feine Infos und Fotos zum Vermehren von Amarillys/Ritterstern auch bei den folgenden Linktipps – auch die Zwiebelschalenvermehrung sowie die Vermehrung aus Brutzwiebeln wird hier thematisiert.