Die etwas andere Hanfpalme – Trachycarpus wagnerianus
Als vor vielen Jahren meine ersten Schritte ins Palmenuniversum erfolgten und ich auf der Suche nach winterharten Palmen war, war sie nach der Trachycarpus fortunei (Chinesische Hanfpalme) Nr. 2 in den Angeboten: Trachycarpus wagnerianus.
Die „Wagner-Hanfpalme“ (benannt nach Gartenbauer Albert Wagner, der sie nach Europa gebracht haben soll) ist zwar botanisch gesehen die selbe Art wie Trachycarpus fortunei (genetisch fast ident) – optisch ist sie allerdings durchaus eine ganz „eigene“ Palme.Es handelt sich dabei um eine Zuchtform der Trachycarpus fortunei (vermutlich aus Japan), welche in der Wildnis nicht nachgewiesen wurde – in Europa aber ob ihrer Frosthärte (dazu weiter unten) durchaus viele Anhänger gefunden hat.
Die Fächerblätter der Palme sind deutlich kleiner als bei klassischen Hanfpalme, die Wedel sind deutlich kompakter/fester und ragen ob der Festigkeit auch in einem höheren Winkel nach oben. Die stärkere Struktur der Palmwedel bringt auch bessere Resistenz gegenüber starken Stürmen.
Bezüglich Wachstum ist die wagnerianus aber gegenüber der fortunei (auch wenn sie selber ja auch eine „fortunei“ ist) deutlich langsamer – im Eigenversuch mit Jungpflanzen kann ich dies durchaus bestätigen.
Sind ideale Voraussetzungen gegeben, kann die Trachycarpus wagnerianus aber auch schon einmal 10 Meter oder höher werden.
Erreichen die Palmen eine Stammhöhe von einem Meter oder mehr, sind durchaus schon Blüten zu erwarten – diese sollten sich in unseren Breiten zumeist Mai/Juni zeigen.
Standort und Pflege Trachycarpus wagnerianus
Ein sonniger Standort ist für alle Palmen natürlich ideal – aber auch teilsonnig wird toleriert (bremst aber auch das Wachstum).
In vielen Regionen Österreichs (aber auch Deutschlands bzw. in der Schweiz) kann man die Trachycarpus wagnerianus durchaus ganzjährig auspflanzen. Aber Achtung: Die in den meisten Angeboten immer wieder betonte (und verkaufsförderde) Winterhärte von -17 bis -18 Grad bezieht sich keinesfalls auf Jungpflanzen und auch nicht auf Pflanzen, die ihr Leben lang nur im Glashaus verbracht haben bzw. noch nie einen mitteleuropäischen Winter erlebt haben. Diese werden diese Minustemperaturen schutzlos wohl nicht überleben.
Härten Sie gekaufte Pflanzen daher einmal ab und belassen Sie diese vielleicht das eine oder andere Jahr auch noch im (hoffentlich passenden) Kübel.
Die genannten Minustemperaturen sind zumeist auch nur mit Schutz (Laub, Reisig, Plane, Wurzelschutz etc.) ohne gröbere Schäden zu überstehen. Ohne Winterschutz hat mein größeres Exemplar (siehe Bilder) immerhin schon ein paar Tage mit -5 bis -10 Grad locker überstanden. Aber der Rand von Wien ist ja eher harmlos bezüglich Winter – und der Klimawandel ist zwar negativ, für Exoten in unseren Breiten aber durchaus günstig…
Bezüglich Erde mag die Hanfpalme kalkhältige und humosarme Böden – mit der Erde aus dem Bereich Marchfeld kommt man da ziemlich fein durch.
Ausgepflanzte Trachycarpus wagnerius sollten eigentlich fast überall ohne große Düngergaben auskommen, für Pflanzen im Topf gibt es eigene Palmendünger. Wiewohl meine Erfahrungen zeigen, dass man auch mit normalem Blumendünger sehr schöne Jungpflanzen ziehen kann. Bei Jungpflanzen mische ich immer Normalerde mit etwas Palmenerde aus dem Handel.
Bezüglich Gießkanne ist zu sagen, dass Palmen in der warmen Jahreszeit mehr Durst haben als man vielleicht annehmen würde: Also laufend gießen, nasse Füße (= Staunässe) aber vermeiden. Nach starken Regenfällen leere ich die Überschwemmungen in den Untersetzern fast immer aus – einzig wenn heiße Folgetage angesagt sind, erspare ich mir dies und lasse die dicken Wurzeln der Palme ihr Werk tun.
Junge Pflanzen sollte man im Winterquartier (0-10 Grad wären hier tauglich, bitte nicht bei Zimmertemperatur überwintern!) hingegen nur dann gießen, wenn sie an der Oberfläche gänzlich ausgetrocknet sind. Und dann auch nur ein „Lackerl“. Meine „Garagenpalmen“ werden ca. 1x pro Monat mit etwas Wasser versorgt – gedüngt wird nur in der Wachstumszeit.
Ist ein Winter besonders trocken und kalt bzw. bekommt ein Standort keine Feuchtigkeit ab, sollten Sie Freilandpalmen auch im Winter mit Wasserspenden versorgen – es gibt auch Fälle, wo Palmen ob Dauerfrost aus Wassermangel abgestorben sind.
In härteren Wintern ist es durchaus möglich, dass sich einige der Palmwedel beleidigt zeigen und ihre grüne Farbe ins gelb-bräunliche wechselt. Diese können Sie (idealerweise direkt am Stamm) abschneiden – ich lasse diese aber immer komplett „absterben“, was der Pflanze noch die Möglichkeit geben soll (habe ich zumindest gelesen), hier noch Nährstoffe aus dem absterbenden Wedel einzuziehen. Kann natürlich auch ein Blödsinn sein…
Abgesehen vom langsameren Wuchs und dem doch ziemlich unterschiedlichen Aussehen kann man sich bei der Pflege (und auch Aufzucht, die mit Samen recht einfach erfolgt) durchaus an der „Stammesmutter“, der Trachycarpus fortunei, orientieren.