Topinambur – das anspruchslose Knollengewächs
Lange Jahre war die Topinambur in unseren Breiten in Vergessenheit geraten. Die zu den Korbblütlern zählende Helianthus tuberosus wurde (wenn überhaupt) primär als Futterpflanze für Tiere verwendet. Dabei war die aus Nord- und Südamerika stammende Topinambur (nach einem Indianerstamm benannt) ab dem 17. Jahrhundert in Europa auch ein wichtiges Nahrungsmittel. Das Aufkommen der Kartoffeln verdrängte die Topinambur dann jedoch gewaltig.
Die einstige Bedeutung der Topinambur erkennt man schon an den vielen Namen, welche sich in den letzten Jahrhunderten ergeben haben: „Erdartischocke, Erdsonnenblume, Erdapfel, Borbel, Erdschocke, Erdtrüffel, Indianierknolle, Jerusalemartischocke, Ewigkeitskartoffel, kleine Sonnenblume, Zuckerkartoffel, Knollensonnenblume, Rosskartoffel“ oder auch „Süßkartoffel“ werden Topinamburpflanzen regional genannt.
In den letzten Jahrzehnten wurde jedoch die gesundheitsfördernde Wirkung von Topinamburknollen entdeckt. Topinambur sind als Heilmittel gegen Übergewicht sehr beliebt geworden und stehen bei Diabetikern ebenso hoch im Kurs. Auch zu Kautabletten oder Getränken wird die Pflanze oft verarbeitet – die Einnahme soll (in Kombination mit Wasser) das Hungergefühl reduzieren.Ab und zu hat die Topinambur auch schon wieder den Einzug in wohlsortierte Supermärkte gefunden – in den Gärten werden Topinambur ohnehin schon lange wieder kultiviert. Aufgrund der einfachen Vermehrung findet man vereinzelt sogar wild wachsende Topinamburstauden – dann aber gleich ordentlich…
Topinambur anbauen
Vorab: Überlegen Sie sich sehr gut, wo Sie eine Topinamburknolle eingraben!
Topinambur sind nämlich mehrjährige Pflanzen, welche im Normalfall mehr als 3 Meter hoch werden und sich wunderbar vermehren. Der Trieb stirbt zwar im Herbst/Winter dann ab – die unter der Erde gelegenen Knollen vermehren sich aber rasch und erfolgreich und halten dabei im Winter schon einmal minus 30 Grad locker aus. Nur Knollen, die zu nahe an der Erdoberfläche liegen, werden im nächsten Frühjahr höchstwahrscheinlich nicht austreiben.
Topinamburpflanzen sind relativ anspruchslos: Graben Sie (nach Klärung des Standortes) im Frühjahr (frostfrei wäre gut) einfach eine Knolle ein. Ende April, Anfang Mai schießt dann der Stängel raus und bildet über den Sommer dann jede Menge behaarte Blätter.
Über den Sommer tut sich dann relativ wenig – die Pflanzen schießen scheinbar nur in die Höhe (während die Knollen unter der Erde kräftig für Nachwuchs sorgen).
Werden die Tage dann deutlich kürzer, sorgt die „Kurztagspflanze“ schließlich für Blütenpracht im Herbst: Herrliche gelbe Blüten leiten das Ende des Gartenjahres und auch der Topinamburpflanze ein. In Mitteleuropa findet dieses Schauspiel zumeist September/Oktober statt.
Nun ist es Zeit für die Ernte: Einfach die zahlreichen Knollen ausgraben (wie Kartoffeln). Wer im nächsten Jahr nicht wieder ein massiges Topinamburfeld haben möchte, sollte hier besonders genau graben und keine Knollen übersehen.
Reißen Sie die Pflanzen nur am Stengel aus, werden im nächsten Jahr unzählige Ableger aus der Erde schießen.
Möchten Sie an Ort und Stelle weiterkultivieren, lassen Sie einfach ein paar Knollen in der Erde.
Standort, Pflege und Überwintern von Topinambur
Topinamburpflanzen sind äußerst anspruchslos. Einige „vergessene“ Knollen führen bei mir Jahr für Jahr zu größeren Erträgen – man muss fast aufpassen, dass sich die Topinamburableger nicht zu stark verbreiten. Ständiges Abmähen (z.B. im Rasenbereich) führt dauerhaft zum Absterben – ansonsten sollte man schon die Knollen gründlich ausgraben.
Auch in schlechten Böden (wie bei mir) gedeihet die Topinambur prächtig. Gartenprofis lockern den Boden etwas auf, mischen Sand bei, vermeiden Staunässe, gießen bei starker Trockenheit und lieben sonnige Standorte. Nach dem Austrieb wird vom Profi auch noch Unkraut gejätet.
Meine Topinambur hingegen wachsen einfach durch das Unkraut, stehen halbschattig, haben sehr harten Boden und keinen Sand zur Verfügung, stehen eindeutig zu eng (zufällig) und werden darüber hinaus fast nie gegossen (nur Regen) – und gedeihen trotzdem prächtig!
Dadurch leidet zwar der Ertrag und auch die Größe der Knolle – aber die Freude über die anspruchslose Pflanze stellt hier den Ehrgeiz eindeutig in den Schatten. Sollten Sie aber besonders große Knollen züchten wollen: Siehe Linktipps!
Entfernen Sie aber jedenfalls im Spätherbst die ausgetrockneten Pflanzen (und auch einige Knollen) – ansonsten wird es nämlich ziemlich unübersichtlich und schadet auch den „pflegeleichten“ Erträgen. Die ausgetrockneten Stängel landen bei mir übrigens in der Biotonne – und nicht am Komposthaufen.
Ein Überwintern im Haus ist normalerweise nicht notwendig (nur in extrem frostigen Regionen) – mit etwas Erde abgedeckt kommen die Knollen gut durch den Winter. Die Vermehrung der Topinambur erfolgt fast ausnahmslos vegetativ (über die Knollen) – in unseren Breiten können die Samen der Pflanzen nämlich durch die sehr späte Blüte nicht ausreifen.
Gießkanne:
Da Topinamburpflanzen sehr anspruchslos sind, kommen diese in der Regel mit dem in unseren Breiten üblichen Niederschlägen bestens über die Runden.
Nur in Trockenperioden können Sie ein wenig nachhelfen – dann fällt später wohl auch die Ernte ein wenig dicker aus…
Topinambur in der Küche
Die beigen, gelben oder oft leicht rötlichen Knollen erfreuen sich in der Küche wieder steigender Beliebtheit. Gesundheitliche Vorteile gegenüber dem direkten Konkurrenten „Kartoffel“ werden jedoch oft durch die mühevolle Zubereitung der oft unförmigen Knollen zunichte gemacht.
Dabei muss man wissen: Tominambur eignen sich (im Gegensatz zur Kartoffel) auch zum Verzehr im Rohzustand. Ein weiterer (oft nicht bewusster) Vorteil der Topinambur: Das Schälen der dünnen Haut ist zumeist gar nicht erforderlich. Gut abwaschen, die Schale abschrubben und bei längerer Zubereitungsdauer die Knollen in kaltes Zitronen- oder Essigwasser legen, damit die Topinambur nicht grau werden.
Als Salat oder als „Bratkartoffel“ wie auch als sonstige Beilage zu vielen Gerichten lässt sich mit Topinamburknollen wunderbar experimentieren. Auch Topinamburgetränke werden häufig hergestellt – bis hin zum Sirup.
Verarbeiten Sie geerntete Topinambur aber relativ schnell bzw. lagern Sie die Knollen sehr kühl (z.B. in Folie im Kühlschrank) – auch eine Lagerung in der Erde wäre möglich.
Aus Topinambur werden übrigens auch Schnäpse gewonnen: Der „Rossler“ oder „Topi“ erfreut sich vor allem in Deutschland einiger Anhänger.
Wissenswertes Topinambur und Rezepte Topinambur:
Topinambur bei Wikipedia
Rezepte Topinambur
Rezepte Topinambur