Oliven aus dem eigenen Garten – Olea europaea macht es möglich
Der Olivenbaum aus der Familie der Ölbaumgewächse und der Gattung der Ölbäume kommt in unseren Breiten (und auch deutlich südlicher) in der Regel als „Olea europaea“, dem „echten Olivenbaum“ vor. Es gibt allerdings (alleine nur im Mittelmeerraum) über 1.000 Sorten…
Die ursprüngliche Heimat des Olivenbaums verortet man in unterschiedlichen Gegenden: Einerseits im Mittelmeerraum (woher wir die Olivenbäume üblicherweise kennen), im Nahen Osten, aber auch in Südafrika – der Ursprung der ersten Olivenbäume ist demnach nicht wirklich geklärt.
Wie auch immer: Nachdem wir Olivenbäume aus Portugal, Markokko, Spanien, Frankreich, Italien, Kroatien, dem Balkan, Griechenland oder auch der Türkei im Urlaub schätzen und lieben gelernt haben und auch die Frucht (also die Olive) in einigen Formen verwenden (zumeist als Olivenöl oder Oliven selbst), ist der Hobbygärtner mit Hang zu Exoten natürlich motiviert, sich auch eine Olive auf den Balkon oder in den Garten zu stellen.Olivenbäume im Mittelmeerraum sind in der Regel dort gar nicht ursprünglich beheimatet und damit auch Kultursorten. Der große Vorteil im Süden: Dort werden die Bäume ob der günstigen Temperaturen und Bedingungen deutlich höher als bei uns – 10 bis 20 Meter können ältere Olivenbäume schon hoch werden.
Im Idealfall werden Olivenbäume mehrere 100 Jahre alt, man kennt sogar Bäume, deren Alter deutlich über 1.000 Jahre beträgt.
Oliven zeigen (je nach Region) zumeist zwischen April und Juni ihre unscheinbaren, weißen Blüten und sind praktischerweise zumeist selbstbefruchtend. Ist das (zumeist gekaufte) Olivenbäumchen schon ein paar (6-8) Jahre alt (was bei den meisten im Handel erhältlichen Stämmchen der Fall ist), gibt es auch schon sehr realistische Chancen auf erste Oliven. Bei jungen Olivenbäumchen werden aber im Normalfall von einigen hundert kleinen Oliven nur wenige gänzlich ausreifen.
Zuerst sind die Oliven grün, erst im Reifezustand verändern sie die Farbe zu Violett/Braun/Schwarz (je nach Sorte) und zeigen damit an, dass die Ernte naht.
Roh gegessen wären die Oliven deutlich zu bitter, zuerst gilt es somit, diese einzulegen. Wie das Einlegen von Oliven (mit dem man die Bitterstoffe wegkriegt) zum gewünschten Erfolg führt, finden Sie bei den Linktipps.
In Italien, Spanien, Kroatien etc. werden zur Erntezeit dann oft auch die Bäume kräftig geschnitten (in der Erntezeit wird man auch immer die Olivennetze am Boden sehen können), je krummer und knorriger (=für mich deutlich schöner als ein „Olivenstämmchen“), desto besser soll auch der Ertrag der Olivenbäume sein. Mit rund 20 Jahren sollen Olivenbäume besonders ertragreich sein.Bei der oft rüden Ernte im Süden wird dann aus dem Holz auch gleich Brennmaterial gewonnen, Olivenöl, Oliven, Medizin oder auch Holzmöbel sind weitere Produkte aus dem Olivenbaum.
Im Mittelmeerraum ist die Olivenernte zumeist von Oktober bis in den März des nächsten Jahres hinein – daran erkennen Sie schon, dass bei uns die Oliven wohl nicht bis in den Herbst ausreifen werden.
Mit dem Erntezeitpunkt bestimmt man auch, ob die Oliven grün sind (=früh geerntet) oder ob man diese am Baum ausreifen lässt.
Einen Rückschnitt bzw. einen Formschnitt macht man bei Olivenbäumen idealerweise im Frühjahr – so da und dort ein Ästchen zu entfernen ist, macht das der an und für sich gar nicht so schwierigen Pflanze aber auch nichts aus.
Leider haben wir in Mitteleuropa ein dickes Problem mit Olivenbäumen: Es ist diesen über das gesamte Jahr gesehen in den meisten Regionen einfach zu kalt und zu nass!
Daher wird da wie dort auch empfohlen, die Olivenbäumchen nicht ins Freiland auszusetzen sondern nur in Töpfen, Kisten oder Kübeln zu „halten“.
Womit wir auch schon bei der Pflege des Olivenbaums wären:
Standort, Pflege, Überwintern und Vermehren von Olivenbäumen:
Der Olivenbaum liebt Temperaturen, die im Jahresmittel rund 15 bis 20 Grad betragen. Das sieht bei uns sogar in gar nicht so kalten Regionen (in Wien bzw. flachen Teilen Niederösterreichs haben wir rund 11-13 Grad) also nicht unbedingt passend aus…
In Sachen Niederschlag ist bei uns zwar in der Regel etwas mehr los als in der Mittelmeergegend (500-700 mm würden reichen), wäre da nicht so mancher übereifriger Gärtner mit Gießkannentollwut, würden die Anbieter von Olivenbäumen nicht Jahr für Jahr gute Geschäfte machen…
Aber dazu dann bei der „Gießkanne“ weiter unten.
Es wird wohl nicht überraschen, dass die Olivenbäume sehr sonnige und idealerweise auch eher windstille bzw. geschützte Plätze ganz heiß lieben.
Bei der Erde können Sie kaum einen Fehler machen: Eine gute Drainage, welche Staunässe vermeidet, ist wichtiger als irgendwelche teure Spezialerden…
Ist die Erde lehm- und kalkreich, freut sich der Olivenbaum doppelt.
Nachdem schon die Erde nicht so wichtig ist, kann man sich das Düngen auch ziemlich schenken – bei Topfplanzen (insbesondere wenn länger nicht umgetopft wurde) macht aber der eine oder andere Düngevorgang mit einem normalen Kübelpflanzendünger durchaus Sinn. Regelmäßiges Düngen oder gar ein teurer Spezialdünger für Exoten sind eigentlich nicht wirklich notwendig.
Kommen unten aus dem Topf schon Wurzeln, freut sich die Olive über einen neuen Topf – die dabei hinzukommende Erde reicht dann im Normalfall schon wieder für das eine oder andere Jahr.
Vermehren lassen sich Oliven entweder durch (reife und unbehandelte) Olivenkerne oder aber auch durch Stecklinge, die man vom schon leicht verholzten Olivenästen gewinnt.
Bei Topf- oder Kübeloliven sollte man insbesondere sehr junge Bäumchen schon mit den ersten Nachtfrösten ins Winterquartier umziehen. Rund 10 Grad wären hier ideal, die Überwinterung im geheizten Haus ist für die Olive hingegen überhaupt nicht anzuraten.
Meine jungen Oliven überwintern regelmäßig in der frostfreien Garage, da kann es ab und an schon ein paar Wochen 0-2 Grad haben.
Die immergrüne Olive wird wohl im Winter vielleicht das eine oder andere Blatt abfallen lassen bzw. bei zu wenig Licht und zu viel Wasser werden die Blätter auch sehr häufig braun – im Normalfall sollte das aber in Sachen „Überleben des Winters“ kein Problem darstellen.
Für schon etwas abgehärtete bzw. größere Oliven gilt: Jeder Tag an der Sonne ist fein (gleich nach dem oft etwas dünkleren Winterquartier sollte man die pralle Sonne aber noch vermeiden), so früh wie möglich (keine strengen Fröste mehr in Sicht) rausstellen!
Ausgepflanzte Olivenbäume benötigen bei uns unbedingt einen feinen Winterschutz: Primär sollte man den Wurzelbereich mit Stroh, Laub, Mulch etc. abdecken, auch das Einwickeln des Stammes wird empfohlen und die Krone sollte in starken Frostphasen ein Vlies zieren. Ersticken Sie den Olivenbaum aber nicht damit und räumen Sie etwaigen Schneefall von der jeweiligen Konstruktion. Mehr zum Thema „Überwintern von ausgepflanzten Oliven“ bei den Linktipps!
Verlassen Sie sich aber keinesfalls auf Publikationen, die dem Olivenbaum eine Temperaturverträglichkeit von -10 Grad im Winter bescheinigen – das schafft vielleicht (mit Schäden) ein älterer Genossen, der schon häufig einige Minusgrade miterlebt hat, keinesfalls aber ein junges Bäumchen aus dem Handel…
Werfen Sie aber scheinbar erfrorene Olivenbäumchen nicht gleich weg, so diese nicht im Frühling ruckzuck antreiben – bei Frostschäden besteht oft die Möglichkeit (ähnlich wie bei den Feigen), dass von weiter unten dann doch noch ein Trieb das Comeback anzeigt oder auch dass die Olive von unten seitlich wieder austreibt.
Womit wir beim eigentlich wichtigsten Punkt in Sachen Olivenpflege in Österreich wären: Das Wasser, das Gießen!
Gießkanne bei Olivenbäumen
Ich gestehe: Auch ich gieße meine Olivenbäumchen wohl viel zu viel – egal, ob im Topf oder ausgesetzt!
Im Topf neigt man insbesondere in den heißen Sommermonaten dazu, die Olivenstämmchen gleich mit dem (danebenstehenden) Rest mitzugießen – und um Überschwemmungen zu vermeiden, steht da auch noch ein -unnatürlicher- Feind der Olive darunter: Der Untersetzer.
Idealerweise sollte man Oliven im Topf nur gießen, wenn die Oberfläche der Erde gänzlich abgetrocknet ist, Untersetzer sollte man gänzlich vermeiden.
Die Wurzeln der Olive saugen das überschüssige Wasser zwar gerne und rasch auf, die Pflanze reagiert dann aber bei Wasserüberschuss oft mit ziemlich unnatürlichem Wachstum – oder wird überhaupt gleich „ertränkt“.
Einzig bei neu eingesetzten Olivenbäumchen (die im Baumarkt oder im Handel oft wenig bis gar nicht gegossen wurden) darf man einmal so richtig mit Herzenslust wässern…
Auch bei meinen ausgesetzten Oliven gieße ich deutlich zu viel: Der normale Niederschlag reicht eigentlich völlig aus – nur in absoluten Hitzeperioden kann man hin und wieder mit der Gießkanne vorbeisehen.
Topfplanzen sollten im Winter (je nach Temperatur abstimmen) nur sehr selten gegossen werden – in meiner kalten Garage reicht es völlig, 1x pro Monat zu gießen. Auch im etwas wärmeren Wintergarten oder in einem beheizten Glashaus reicht es wohl auch, maximal alle 2 Wochen ein Schlückchen Wasser zu verabreichen.
Ausgesetzte Oliven muss man im Winter gar nicht gießen – nur bei starken Bodenfrösten (wo längere Zeit kein Wasser an die Wurzeln kommt), wären Wassergaben sinnvoll – so der Olivenbaum nicht ohnehin schon erfroren ist…
Sie sehen schon: Mit Verlusten ist bei Olivenbäumen durchaus zu rechnen – Bilder auf dieser Seite dokumentieren eindrucksvoll eine schwere Niederlage aus dem Winter 2016/2017…
Wie auch immer: Der schon existente Klimawandel spielt zwar der Olivenzucht in Österreich in die Hände – er möge aber bitteschön nicht so dramatisch ausfallen, dass die Oliven dereinst bei uns ohne Winterschutz wachsen könnten…
Olivenstämmchen kriegt man dieser Tage übrigens schon um 15-25 Euro im Handel (Achtung: Null Winterresistenz), möchte man sich einen knorrigen alten Baum leisten, muss man schon mehrere hundert bis mehrere tausend Euro im Börserl mitnehmen. Ein Platz zum Überwintern ist für letztere Olivenbäume wohl Voraussetzung…
Weiterführende Links zum Thema Oliven:
Olivenbaum bei Wikipedia
Olivenbaum Pflege und Überwintern
Olivenbaum überwintern
Oliven einlegen