Dicke Zwiebel aus Afrika – Boophone disticha
Aus der Familie der Amaryllisgewächse/Narzissengewächse und der kleinen Gattung der Boophone stammt Boophone disticha, bei uns auch unter dem Namen „Fächerlilie“ oder (seltener) „Zweizeiliger Ochsenfluch“ geläufig.
Bei dieser Pflanze handelt es sich (zumindest bisweilen) um mein „Lieblingszwiebelgewächs“ – die Afrikanerin (kommt im Gras- bzw. Buschland von Südafrika, im Nordsudan, Lesotho, Swasiland, Namibia oder auch im Kongo vor) bildet nämlich als Überdauerungs- und Speicherorgan eine ziemlich dicke Zwiebel aus, die einen Durchmesser von 15-25 cm erreichen kann.
Der größte Teil der Zwiebel liegt dabei oberirdisch, die Zwiebel ist mit mehreren Schichten bräunlicher Schale ausgestattet und bildet dann im Frühling blaugrüne Laubblätter aus, die bis zu 50 cm lang werden können und durch die fächerartige Anordnung durchaus ein hübsches Bild ergeben.Noch vor der Laubbildung sollte bei älteren Pflanzen (10 bis 15 Jahre) eigentlich die Blüte dran sein – die ist aber in unseren Breiten nicht allen Pflanzenliebhabern gegönnt und scheint demnach ein kleiner Luxus zu sein…
In ihrer Heimat blüht Boophone disticha üblicherweise von Juli bis Oktober, bei uns wäre eine Blüte eher im späten Winter bzw. zeitigen Frühling zu erwarten. Kommt keine Blüte, freut man sich dann aber trotzdem über die Blätter, die schon im Sommer langsam (von außen gesehen) absterben/vertrocknen und sich im Herbst dann komplett aus dem Staub machen.
Lässt sich eine Blüte blicken, so sieht die durchaus spektakulär aus: Es bildet sich ein kugelförmiger, doldiger Blütenstand in rosa/rot, der dann (zumindest in Afrika) langsam ausrocknet und in Folge vom Wind durch die Gras- und Steppenlandschaft geweht wird, was den Samen eine wunderbare Verbreitungsbasis gibt. Eine gescheite Pflanze!;-)
Dieser vertrocknete Blütenstand wird übrigens „Wüstenrad“ genannt – ein Bild davon haben wir etwas weiter unten eingefügt.
Die Boophone Disticha ist ein extrem giftige Pflanze und wird zur Gewinnung vieler medizinischer Wirkstoffe verarbeitet. In Afrika werden/wurden die Pflanzenteile auch als Rauschmittel bzw. als Pfeilgift verwendet.
Bei uns ist die Fächerlilie nur sehr selten im Handel – 2016 habe ich für das hier zu sehende Prachtexemplar zarte 105 Euro bei Exotic Plants dafür ausgegeben. Solche Preise zahle ich normalerweise nie für Pflanzen (zumeist sind es ja eher auch kleinere Exoten, die ich mir leiste) – das Einzelstück wollte aber unbedingt mitgehen;-)
Standort und Pflege der Boophone Disticha:
Als Afrikanerin bzw. als Zwiebelpflanze hat es die Fächerlilie natürlich gerne warm, sonnig und hell. Aber auch Halbschatten ist im Sommer o.k.
Achten Sie aber darauf, dass der Sommerplatz nicht zu feucht ist – bei mir steht die Zwiebel unter einem Dach.
Ab Nächten unter 10 Grad übersiedle ich die Pflanze dann ins Haus (leider kein Wintergarten bzw. Glashaus vorhanden), wo bei 15-20 Grad überwintert wird. 5 bis 10 Grad wären wohl ideal, Minusgrade sollten aber unbedingt vermieden werden – die Boophone Disticha verträgt nämlich keinen Frost!
Als Substrat verwende ich eine Mischung aus Sand, normaler Erde (wenig), Kakteenerde und einige Mineralien – eine sehr gute Drainage ist für diese Zwiebel ausgesprochen wichtig.
Gedüngt wird wenig mit Normaldünger – alle 2-3 Jahre kriegt die Zwiebel aber neues Substrat.
Die Vermehrung erfolgt über Samen – diesbezüglich habe ich aber (auch mangels Blüte) selber noch null Erfahrung gemacht.
Dankenswerterweise hat uns ein Leser 2 tolle Bilder zur Verfügung gestellt, die wir Ihnen nicht vorenthalten wollen: Bei einem Aufenthalt in Namibia hat er ein „Wüstenrad“ entdeckt und daran auch noch Samen gefunden.
Diese Samen wurden dann in einem Topf nur mit Sand zum Keimen gebracht.
Gegossen wird von unten (zwecks gleichmäßiger Feuchtigkeit des Sands und sodass das Wasser nicht gleich durchläuft.
Später wird dann in ein Sand-Erde-Gemisch umgetopft.
Gießkanne Boophone disticha:
Starkgießer wie ich müssen nun sehr tapfer sein: Von Mitte November (da wird die Pflanze schon drin sein) bis Mitte März halten Sie sich einfach von der Boophone disticha fern!
Dies natürlich nur, wenn die Pflanze eine Entwicklung nimmt, wie sie bei uns üblich ist – und in diesen Monaten Winterruhe hält.
Es kann natürlich sein (kommt ganz auf die Herkunft und Gewohnheiten der Pflanze an), dass die Fächerlilie einen ganz anderen Rhythmus in sich trägt – dann gilt es, sich individuell auf die Pflanze einzustellen.
Im Normalfall (also Gießpause von November bis März) kann man dann ab Mitte März mit kleinen Schlückchen den „Winterschlaf“ beenden, im April und im Mai (dann zeigten sich bei mir erst die Blätter) etwas zulegen und im Hochsommer darf dann schon durchaus 1-2 x pro Woche etwas intensiver gegossen werden.
Staunässe aber unbedingt vermeiden – die ist (wie die Pflanze selbst) jedenfalls giftig!!!