Baumwolle in Österreich züchten? Geht!
Keine Frage: Die industrielle Baumwollproduktion in Österreich würde maximal funktionieren, wenn der Klimawandel noch schlimmer kommt, als ohnehin schon angenommen. Das wollen wir nicht hoffen, aber ein Sommer wie 2018 (der von April bis Oktober andauerte) half da schon gewaltig, die ersten Versuche mit Baumwollpflanzen anzustellen.
Baumwolle, aus der Familie der Malvengewächse stammend und mittels dutzender Arten schon ewig rund um den Globos verbreitet (wo zuerst, ist man sich nach wie vor nicht sicher), liebt eigentlich die Tropen und Subtroben, wo sich der Baumwollstrauch (kein Baum!) bis zu 6 Meter hoch entwickeln kann.In unseren Breiten kann man hingegen schon froh sein, die bei uns ab und an im Fachhandel erhältlichen Kulturpflanzen zu 1-Meter-Sträuchern anwachsen zu lassen. 50 bis 80 cm wurden meine beiden Erstversuche hoch.
Gossypium, wie die Lateiner und Botaniker gerne zur Baumwolle sagen, entwickelt an den Seitentrieben Blüten in -je nach Unterart- unterschiedlichen Farben. Die kurze Blüte erfolgt z.b. in Gelb, Rosa oder in Weiß, gerne mischt sich auch ein Violettton in die Blüte der Baumwollpflanze.
Während man die Blüte nur kurz genießen darf, ist die Kapselfrucht der Baumwolle dann schon deutlich länger zu bewundern: 7-9 Wochen reift diese dicke Kapsel dann unscheinbar grün dahin, ehe es zum „Wunder“ kommt: Die Kapsel platzt und die Baumwolle zeigt sich.
In 3 bis 5 Kammern ist zwischenzeitlich die weiße Baumwolle gereift, in welcher sich dann pro Kammer 5 bis 6 dicke Samen befinden, die man erst (etwas mühsam) aus der Wolle befreien muss.
Dass die Baumwolle schon seit vielen Jahrhunderten ein wesentlicher Bestandteil in vielen Kleiderungsstücken ist, sei hier nur am Rande erwähnt – die heimische Baumwollproduktion wird wohl kaum zu Wäsche vermehrt werden, als Wattepads oder zum Auspolstern eignet sich diese aber wunderbar.
Anders ist dies in Indien, in China oder in den USA, Länder, die für mehr als die Hälfte der Baumwoll-Weltproduktion verantwortlich zeichnen.
Bei uns bleibt die Baumwollpflanze eher Pflanzenexotenliebhabern vorbehalten, die die (normalerweise) kurze Sommerzeit dazu nutzen, ein paar Baumwollkapselfrüchte zum Platzen zu bringen;-)
Pflege und Standort Baumwolle-Gossypium
Schon um ein paar Euro erhalten Sie vorgezogene Kulturpflanzen im Fachhandel. Bei diesen handelt es sich zumeist um einjährige Pflanzen, die man ab 15 Grad Nachttemperatur (darf kurzzeitig auch weniger sein, zumeist aber nicht vor Mitte Mai) vorsichtig an die Gartensonne gewöhnen kann. Natürlich können Sie in noch kälteren Nächten die Jungpflanzen über Nacht auch ins Haus, in den Wintergarten oder ins Gewächshaus verbringen.
Ideal wäre für Gossypium eine Temperatur von 20 bis 30 Grad, mehr hält die Baumwolle locker aus, wenn es ein paar Tage unter 20 Grad sind, so ist das auch kein Problem.
Ein vollsonniger Standort (halbsonnig geht auch) ist zu bevorzugen, da die Baumwollpflanze Stürme und schwere Regenschauer deutlich weniger mag als so manche heimische Pflanze, wäre ein geschützter Platz (ich habe meine Pflanzen unter dem Eingangsvordach zu den anderen Exoten gestellt) ideal.
Mit normaler Gartenerde (Marchfeldrand) habe ich gute Erfahrungen gemacht, nährstoffreiche Erde, die auch mit Sand gemischt werden könnte, wird allgemein empfohlen.
Gedüngt wird in der Wachstumszeit alle 2 Wochen mit Normaldünger.
Je heißer es wird, desto mehr wird die Baumwollpflanze zum Säufer: Im Hochsommer musste ich meine 2 Pflanzen sogar 2x täglich gießen. Da war es auch unbedeutend, dass nach dem Gießen ein klein wenig Staunässe entstand – die war dann in wenigen Minuten auch schon wieder „aufgesaugt“. Dauerhafte Staunässe mag Gossypium aber gar nicht!
Eine vorgezüchtete Pflanze aus dem Handel blüht bei guten Temperaturen und viel Sonne schon ab Juni. Die Baumwollpflanze blüht dann oft bis in den Oktober und bildet dann (die verblühten Teile nicht entfernen!) die dicken Kapselfrüchte, in welchen die Baumwolle plus Samen reift.
Sie werden im späteren Sommer (August, September…) dann gleichzeitig Blüten, grüne Kapseln und auch schon aufgeplatzte Baumwollkapseln auf einer Pflanze finden. Die reifen Kapseln können durch Drehen oder vorsichtiges Reißen entfernt werden, passen Sie dabei aber auf, den Rest der Pflanze nicht zu schädigen. Ich lasse geplatzte Kapseln immer noch ein paar Tage an der Pflanze, dann geht das Entfernen etwas leichter.
Falls Sie ein mehrjähriges Exemplar besitzen (ich weiß die Sorte meiner Pflanze noch nicht, nehme aber an, dass diese nur einjährig ist), stellen Sie die Baumwollpflanze dann ab Temperaturen unter 15 Grad (kurzzeitig darunter macht auch nichts) ins Haus, in den Wintergarten oder ins Glashaus. Ein heller Standort bei Temperaturen von 15 bis 20 Grad wäre ideal.
Im Frühling können Sie mehrjährige Baumwollpflanzen dann zurückschneiden und eventuell auch umtopfen. Bei meinem Erstversuch hat sich klar gezeigt, dass die Pflanze mit kleinerem Topf sich deutlich schlechter entwickelt hat als die andere Pflanze – lag aber wohl auch daran, dass diese in der Sommerhitze häufiger „durchgetrocknet“ ist.
Anzucht Baumwolle
Sehr gute Ersterfahrungen habe ich auch mit der Anzucht von Baumwollsamen gemacht. Die selbst geernteten Samen (und deren gibt es viele!) habe ich gleich einmal im (warmen) September testweise in einfache Erde gesteckt – und siehe da, binnen weniger Tage zeigten sich schon die ersten Baumwoll-Babys.
Im Oktober dann gleich noch ein Versuch: Da war es für eine Keimung in der Nacht wohl schon zu kalt. Erst als ich (nach 3 Wochen) den Anzuchttopf ins Haus stellte, schossen binnen weniger Tage Jungpflanzen aus der Erde.
Derartige Versuche sind aber wohl eher Luxus: Ohne spezielle Beleuchtung werden diese Jungpflanzen wohl nicht bis in den nächsten Mai kommen…
Hat man Baumwollsamen aus eigener Ernte bzw. besorgt sich diese im Fachhandel (um 2 Euro kriegt man da schon einmal 20 Samen…), sollte man mit der Vorzucht erst ca. Anfang März beginnen. Bei Raumtemperatur die Samen in Anzuchterde (bei mir hat auch ganz normale Gartenerde gereicht) verbringen (ca. 5 mm bis 1 cm unter die Erde), schon in wenigen Tagen sollten die Baumwollkeimlinge rausschießen.
Wenn diese dann ca. 10 cm hoch sind, unbedingt vereinzeln (sonst wird die Sache zu eng für die Jungpflanzen) – das können Sie natürlich auch schon früher machen.
Und (siehe oben) erst dann in den sonnigen Garten (mit Regenschutz) damit, wenn die Nachttemperaturen über 15 Grad bleiben. Versuche mit Temperaturen um 10 Grad sind hier kläglich gescheitert, darüber hinaus die Jungpflanzen aus dem Haus erst langsam an die pralle Sonne gewöhnen!
Viel Spaß mit vielen Kapselexplosionen!;-)