Amaryllis – eigentlich Ritterstern bzw. Hippeastrum
Ein Gerücht hält sich schon länger bei Hobbygärtnern und Blumenliebhabern: Der korrekte Name der auch bei uns oft zum Kauf angebotenen Amaryllis wäre demnach „Ritterstern“ bzw. „Hippeastrum“. Stimmt!
Die bei uns im Handel geläufigen „Amaryllis“ sind eigentlich nicht die echten Amaryllis, dies trifft nämlich auf die Amaryllis belladonna zu. Was wir als Amaryllis kaufen, ist botanisch ein Ritterstern (lat.: „Hippeastrum“) und gehört auch zur Gattung der Rittersterne und (sehr wohl) zur Familie der Amaryllisgewächse. Also: Passt schon, sagen wir weiterhin Amaryllis zum Ritterstern;-)
Besonders in der Weihnachtszeit kann man die dicken Zwiebel in vielen Geschäften erwerben – der Austrieb des Blütenstängels ist im Geschäft schon zu sehen, zur spektakulären Blüte dauert es dann nur noch ein paar Tage.So man Glück hat (bzw. die Zwiebel brav gepflegt hat), zeigt sich oft (zeitgleich oder etwas nach hinten verschoben) auch noch ein zweiter Blütenstängel, der dann in rund 40 bis 70 cm Höhe für 2 bis 4 spektakuläre und prachtvolle Blüten sorgt.
Die Blüten präsentieren sich zumeist rosa, rot, weiß aber auch andersfärbig – die hohe Nachfrage nach den Winterblühern hat schon längst für viele Züchtungen/Kreuzungen gesorgt. Ca. 2 bis maximal 3 Wochen kann man sich an den Blüten erfreuen.
Beheimatet sind die Amaryllis eigentlich ja in subtropischen Gebieten Südamerikas – dort wo es auch lange Trockenzeiten gibt. Auch wenn wir uns im Winter über wunderschöne Blüten freuen – das heimische Klima macht den Ritterstern zur Zimmerpflanze, die allerdings auch in den Garten bzw. auf den Balkon darf/soll.
Gerade die ersten Tage im neuen Heim bzw. auch die Tage nach dem Verblühen sind für das Überleben der Amaryllis sehr relevant: Sehr viele Pflanzen werden nämlich völlig falsch gepflegt und überleben schon die ersten Wochen/Monate nicht.
Daher gleich zur Sache:
Pflege Amaryllis/Ritterstern:
Zumeist im Dezember (mit kommenden Blütenstängel) gekauft, sucht man für die Blütezeit einen hellen Platz in der Wohnung – direkte Sonne (auch wenn diese im Winter eher harmlos ist), sollte man vermeiden.
Amaryllis aus dem Baumarkt wurden in den letzten Wochen/Tagen oft gar nicht gegossen (und haben darüber hinaus – siehe Bild mit Blüte) auch noch billiges/untaugliches Substrat im Topf. Gießen kann man gleich, zwecks Blühsicherheit sollte man mit dem Umtopfen aber noch etwas zuwarten.
Nach der letzten Blüte (sicherheitshalber nachsehen, ob da nicht noch etwas kommt) entfernt man dann (zumeist Jänner/Februar/März) die verwelkten Blüten mit dem Blütenstiel (über der Zwiebel abschneiden), belässt aber die sich gebildeten Blätter (solange diese noch grün sind) an der Zwiebel – lassen Sie sich nicht irritieren, wenn die Blätter ein wenig nach unten hängen oder abknicken. Jedes Blatt ist für die Zwiebel wichtiger Nährstofflieferant…
Haben sich Samenkapseln gebildet und man möchte diese zur Vermehrung (siehe unten) verwenden, belassen Sie diese zwecks Ausbildung noch an der Pflanze – falls Sie keine Samen haben wollen, ist es besser, den Blütenschaft rasch zu entfernen, da die Samenbildung der Pflanze einige Kraft kostet – Kraft, die dann vielleicht im nächsten Winter fehlt…Nach der Blüte sollte man nun die Pflanze weiter mit Wasser versorgen – ertränken Sie die Amaryllis aber nicht, sehr oft ist zu heftiges Gießen in dieser Phase der Hauptgrund, dass die Zwiebel fault und damit die Pflanze hinüber ist…
Ab Mai (sobald die Temperaturen in der Nacht über 10 Grad bleiben) kann man den Ritterstern dann auch in den Garten stellen. Ein heller Standort ist vorteilhaft, in Sachen Wassergaben reicht zumeist der natürliche Regen aus. In Hitzeperioden darf man aber ruhig auch bei der Amaryllis mit der Gießkanne vorbeisehen.
Im Frühling kann man dann auch mit Düngergaben die nächste Blüte forcieren. Alle 2 Wochen mit normalen Blumen-Flüssigdünger düngen – und dabei unbedingt Staunässe vermeiden.
Unspektakulär geht es dann über den Sommer, in welchem die Zwiebel wieder Kraft für den gigantischen Blühvorgang im Winter sammelt und nur einige Blätter zeigt – vergessen Sie also nicht gänzlich auf auf die sonst eher anspruchslosen Zwiebeln.
Schon im August setzt man die Amaryllis dann auf Schmalkost: Trocken stellen, nicht mehr gießen und einziehen lassen und dann im nächsten Monat das verbleibende Laub entfernen und die Zwiebel(n) dann in einen dunklen und kühleren Raum (Keller?) verbringen. Nun ist die Amaryllis nämlich in der Ruhephase, die zumindest 2 Monate dauern sollte.
10 bis 15 Grad Temperatur wären hier ideal – bei mir klappt das aber auch bei 5-10 Grad in der (an kalten Tagen beheizten) Garage, in welcher neben der schlummernden Amaryllis auch die restlichen Winterflüchtlinge, denen es im Haus aber zu warm wäre, ihre Bleibe finden. Die Amaryllis landen aber (im Gegensatz zu der pflanzlichen Kollegenschaft) in einer nicht beleuchteten Ecke.
Viele Amarillys-Liebhaber nehmen nun oft sogar die ganze Zwiebeln aus den Töpfen und lagern diese trocken und dunkel.
Im November oder Dezember kann man die Zwiebel dann in neue Töpfe (neues Substrat, ich verwende hier nur Tontöpfe) einbringen – ca. die Hälfte der Zwiebel (bis minimal ein Drittel) sollte nach dem Um- bzw. Einsetzen noch aus der Erde ragen, zum Topfrand reicht ein Abstand von 2-3 cm völlig aus (außer bei jungen Zwiebeln, die noch in die Breite gehen).
Zum Thema Substrat (Erde): Eine Mischung aus Blumen- und Kakteenerde wird hier häufig empfohlen, Profis mischen auch noch Quarzsand, Lavagranulat und Perlite bei und werfen zu dem Mix auch noch einen großzügigen Anteil normaler Gartenerde hinzu. Wenig Humusanteil verhindert das Faulen der Zwiebeln – die „Erde“, die man beim Kauf erhält, ist jedenfalls zumeist absolut ungeeignet, die Amarillys über mehrere Jahre hinweg zu kultivieren…
Ich habe aber auch schon mit ganz normaler Gartenerde durchaus nette Erfolge erzielen können – wichtig ist jedenfalls, dass das Substrat gut wasserdurchlässig ist.
Mit dem Umsetzen (und Eingießen) wird die Zwiebel dann auch ins warme Haus gebracht – schon in wenigen Tagen sieht man mit den ersten Blättern die Vorboten den (möglichen) Blüte.
Gerade jetzt sollte man aber mit der Gießkanne noch sehr behutsam sein – erst mehr gießen, wenn sich ein Blütenstiel zeigt. Gerne werden umgesetzte Rittersterne nämlich übergossen und blühen dann nicht (Normalfall) oder verfaulen gar (Negativfall).
Die Vermehrung der Amaryllis erfolgt besonders leicht über Brutzwiebeln (ab 2-3cm Durchmesser vorsichtig abtrennen), die sich seitlich bilden.
Sehr wohl kann man sich aber auch mit den sich oft nach der Blüte bildenden Samenkapseln behelfen – da gibt es unzählige Samen, die gar nicht einmal so schwer zu kultivieren sind. Mehr Infos dazu hier: Amaryllis mit Samen vermehren
Normalerweise können die Ablegerzwiebel dann nach ca. 3-4 Jahren blühen (Durchmesser von ca. 7-8 cm der Zwiebel erforderlich), bei aus Samen gezogenen Amarillys dauer das 1-2 Jahre länger.
Dafür kann man bei den Samen auch nette Mischungen verschiedener Amarillys „produzieren“: Einfach die eine Prise Pollen einer Pflanze auf den Stempel (gleich vorne bei der Blüte in der Nähe der Pollen zu finden) aufbringen – ob via Schütteln, Wattestäbchen oder Pinseln, das klappt zumeist recht gut. Ab und an bestäuben sich die Pflanzen auch ganz ohne menschliches Zutun.