Die Hanfpalme wächst auch in Mitteleuropa
Trachycarpus fortunei, oft als „Chinesische Hanfpalme“ bekannt und in der Schweiz auch unter „Tessinerpalme“ ein Begriff, ist in Sachen Verbreitung die häufigste Palmenart in Europa.
Die ursprünglich aus Asien (z.B. Ostchina, gerne bis 2.500 Meter Höhe) stammende Palme ist nämlich eine besonders robuste Palme und hat damit gute Chancen, auch den oft gar nicht so harmlosen Alpenwinter zu überstehen. Dazu weiter unten mehr…
Trachycarpus fortunei ist eine Fächerpalme, welche -bei besten Bedingungen- 10 bis 15 Meter hoch werden kann – bei uns schafft man das aber (trotz hoher Kälteresistenz) fast nur im hohen Glashaus oder im Palmenhaus.
Aber wer weiß: Geht der Klimawandel heiter weiter, wird auch im Flachland Österreichs die eine oder andere riesige Hanfpalme zu sehen sein…Aktuell findet aber ab und an noch ein Winter statt – dadurch ist die Hanfpalme primär noch eine Kübelpflanze. Insbesondere in jungen Jahren ist ein passendes Winterquartier demnach noch immer Pflicht.
Vor vielen Jahren gab es die Hanfpalmen noch nicht beim Supermarkt ums Eck bzw. im Baumarkt – da wollten plötzlich alle eine Palme um den Schanigarten bzw. im eigenen Garten haben: Höchstpreise -selbst für kleine Pflanzen- waren die Folge.
Mittlerweile kann man Jungpflanzen schon um wenige Euro (z.B. auf Ebay) erwerben. Hier gilt als Maßstab 1 natürlich die Größe der Palme, als Maßstab 2 wird oft die Stammhöhe angesetzt.Die resultiert aus der Tatsache, dass der Stamm der Palme ab ca. dem 2.-3. Lebensjahr mit braunen Fasern bedeckt ist (die sich übrigens bei ganz großen Altpflanzen dann wieder unten ablösen) – die mit Fasern bedeckte Höhe ist dann sozusagen die „Stammhöhe“.
Standort, Pflege und Überwintern von Trachycarpus fortunei
Hanfpalmen sind ausgesprochen pflegeleicht – wiewohl man natürlich auch bei solchen Pflanzen viele Fehler begehen kann.
Aus den ersten 5 (bei Ebay) gekauften Jungpflänzchen sind binnen 13 Jahren immerhin 4 wunderschöne Palmen geworden, deren Höhe (oben gemessen, nicht am Stamm!) mittlerweile bei mehr als 4 Meter liegt.
Trachycarpus Fortunei lieben durchlässiges, saures Substrat – meine Erfahrungen haben gezeigt, dass österreichische Gartenerde hier den Ansprüchen völlig genügt. Teure Palmenerde können Sie sich also ziemlich sparen – und Düngen ist eigentlich nur selten bis gar nicht notwendig. Ich habe hier (bei mittlerweile sehr vielen Versuchen) gar keinen Unterschied feststellen können.
Die Palmen lieben jedenfalls (wie zu erwarten war) einen ganztägig sonnigen Standort (Südlage ideal), wenn dieser windgeschützt ist (z.B. an einer Mauer), ist dies auch kein Fehler.Jungpalmen sollte man in den ersten Jahren unbedingt indoor überwintern (also im Topf lassen) – erst nach 6-7 Jahren habe ich die Hanfpalmen erstmals ein wenig dem (leichten) Frost ausgeliefert, was der Abhärtung für später durchaus nützlich ist.
Zum Überwintern für jünge Pflanzen geeignet: Ein heller, kühler Raum (Wintergarten, geheiztes Glashaus).
Meine Variante (geht bisweilen auch sehr gut): Eine kalte und ziemlich dunkle (nur 1 Fenster) Garage, deren Temperatur aber im frostfreien Bereich bleibt.
Bis 5 Grad Temperatur darf die Palme auch ein wenig dünkler stehen, bei mir gibt es zusätzlich auch Leuchtstofflampen, deren Licht zur Überwinterung von vielen Pflanzen immer wieder gerne empfohlen wird.
Ein Überwintern im Haus bei normalen Temperaturen bekommt der Palme in der Regel gar nicht gut – da kann sie noch so gut stehen…
Für größere Palmen ist ein geheiztes Glashaus natürlich ideal – oft bieten Gärtner einen (natürlich nicht kostenlosen) Überwinterungsservice an.
Bei den Palmen im Freien ist bei Frost zu beobachten, dass sich die „Palmenblätter“ dann zusammenfalten – ein Schutzmechanismus.
Da die Trachycarpus fortunei recht nett wachsen, sollten Sie Jungpflanzen häufiger umtopfen – ist der Topf komplett mit Wurzeln gefüllt (siehe Bild), wird es höchste Zeit…
Im Winter 2015/2016 (harmloser Winter, Glück gehabt), habe ich einige meiner bereits etwas größeren (1,5 Meter Höhe) und abgehärteten Hanfpalmen erstmals im Garten belassen: Die 3 eingepflanzten Palmen haben den Winter wunderbar überlegt – von den 2 im Topf belassenen Palmen starb leider eine rasch ab und die andere Topfpalme war nicht mehr zu retten. Ergo: Im Topf den ganzen Winter geht in Österreich selbst in wärmeren Lagen und Wintern eher nicht gut.
Palmenprofis packen über den Winter ihre Hanfpalmen übrigens meistens in diverse Folien bzw. Vlies ein (da gibt es unterschiedlichste Varianten im Handel) – macht sicher auch Sinn.Auch den durchaus starken Winter 2016/2017 blieben die 3 Trachycarpus fortunei uneingepackt – und überstanden (zumindest 2 davon) Temperaturen um Minus 10 Grad bzw. mehrwöchigen Dauerfrost. In solchen Wintern ist leider schwer damit zu rechnen, dass der eine oder andere Palmwedel den Geist aufgibt – wie rasch man diese dann entfernt, darüber streiten in diversen Foren die Experten.
Ich schneide absterbende Palmwedel (zumeist sterben diese von unten ab, das ist auch im Sommer ab und an der Fall und dann normalerweise gar kein schlechtes Zeichen) erst dann weg, wenn diese fast gänzlich verdorrt sind – dann kann die Palme noch dem Wedel noch etwaige Nährstoffe entziehen.
Das macht natürlich nur Sinn, so die Pflanze noch lebt – bei der Hanfpalme im Bild rechts war nichts mehr zu retten…
Abgeschnitten wird dann knapp am Stamm – sodass sich die braunen Fasern dann später schön drüberlegen können. Auch bei jungen Palmen verdorren die ersten „Blätter“ irgendwann – schon aus ästhetischen Gründen schneide ich diese ab, sobald sich das Grün verabschiedet hat.
Bei neu gekauften Palmen bezüglich Überwintern unbedingt bedenken: Diese Palmen haben noch nie Frost kennengelernt! Selbst größere Palmen sollten erst an kältere Temperaturen gewöhnt werden – sonst sind diese Glashauspalmen ruckzuck bei den ersten Minusgraden hinüber…
Taugt es der Palme bei Ihnen, wird diese früher oder später auch blühen – bei meinen Hanfpalmen war dies nach 10 Jahren erstmals soweit (siehe unten).
Wenn eine Palme blüht, bedeutet das aber nicht, dass es damit auch brauchbaren Palmensamen gibt: Bei Trachycarpus fortunei gibt es nämlich männliche und weibliche Pflanzen (Blüten), die sich ziemlich ähnlich sehen. Zur Befruchtung bedarf es demnach im Normalfall einer männlichen UND einer weiblichen Blüte – die Freude bei der ersten Blüte hielt sich demnach noch in Grenzen.
So männliche und weibliche Blüten vorhanden sind, kann man bei der Bestäubung natürlich etwas nachhelfen.
Der männliche Blütenstand weist mehr Blüten auf als die weibliche Blüte und ist gelb, weibliche Blütenstände sind hingegen eher spärlicher mit Blüten ausgestattet und eher gelbgrün.
Einen guten Artikel über die Hanfpalme mit einem wunderbaren Vergleichsfoto der Blütenstände weiblich/männlich finden Sie hier:
Vergleich Blüte Hanfpalme – männlich/weiblich
Wenn Sie die jungen Palmen ein paar Jahre kultiviert und abgehärtet haben, dann ist es schön langsam an der Zeit, für diese einen feinen Standort im Freien zu finden. Sonnig und auch windgeschützt ist durchaus wichtig – beachten Sie aber (insbesondere, wenn Sie mehrere Palmen pflanzen) aber unbedingt, dass (gute Pflege und nicht zu wilde Winter vorausgesetzt) die Palmen noch deutlich größer werden und auch genug Platz haben sollten.
Diesbezüglich habe ich schon meine „Pflanzsünden“ abgebüßt: Es ist nämlich gar nicht so einfach, eine Palme mit rund 1,5 Meter Stammhöhe (= ca. 2,5 Meter Gesamthöhe) umzusetzen. Darüber hinaus tut man natürlich auch der Pflanze mit dem Umsetzen nichts Gutes…
Palmen haben viele und dicke Wurzeln (wenn auch nicht derart tiefwurzelnd wie z.B. so mancher Baum, siehe Bild vom „Versetzen“) und das Ausgraben ist schon ausgesprochen schweißtreiben. Der Transport von A nach B einer Palme mit schwerem (auch erdedurchsetzten) Wurzelwerk kann auch ziemlich mühsam werden – wir haben hier eine „Rodel“ verwendet und es mit Ach und Krach geschafft, 20 Meter zurückzulegen.
Ein Tipp dabei: Bevor man Wurzeln abhackt, lieber die Palme rundum tief abgraben und den dabei entstandenen Graben mit Wasser anfüllen. Das lässt die Palme dann leichter aus dem Erdreich ziehen und nicht so viele Wurzeln werden dabei beschädigt.
Am neuen Standort dann unbedingt intensiv einwässern!
Wie man Palmen aus Samen kultiviert, wird hier wunderbar erklärt: Palmen – Anzucht aus Samen
Bei mir läuft das deutlich weniger professionell ab: Palmensamen (nach Entfernung eventuell noch vorhandenen Fruchtfleisches) ein paar Tage trocknen lassen und dann einfach in normale Gartenerde stecken (ca. 1 cm tief – je nach Samengröße), feucht und warm halten (Abdecken ist sinnvoll, 20 bis 25 Grad reichen) – und warten.
Gerade bei Palmensamen kann es oft viele Monate dauern (je nach Art), bis sich hier eine grüne Spitze zeigt. Diese Sämlinge erst in den Garten bringen, wenn es wirklich warm bzw. frostfrei ist – die Palmenbabys fühlen sich anfangs auch im Haus noch recht wohl. Gießen aber nicht vergessen.
Palmensamen oder Palmensetzlinge gibt es übrigens oft auch gratis: Im Urlaub einfach unter den Palmen nachsehen bzw. (so erlaubt) ein paar Samen von der Palme pflücken.
Bei mir war es 2022 erstmals soweit: Nachdem ich schon dachte, dass bei meinen Palmen keine Befruchtung stattgefunden hat (2021 waren noch keine Samen zu finden), bildeten sich im Sommer 2022 dann auch die ersten grünen Samen, welche ich dann im Herbst in gereifter Form erntete.
Gießkanne:
Kleinere Hanfpalmen im Topf sollte man regelmäßig feucht halten – ein paar Tage ohne Wasser überstehen aber auch diese. Staunässe sowieso unbedingt vermeiden – ich lasse (außer im Hochsommer) die Untersetzer weg.
Nur bei extremer Hitze ist wöchentlich mehrmaliges Gießen notwendig, ideal ist dabei (wie fast immer) die Verwendung von Regenwasser. Kalkhältiges Wasser mögen Palmen hingegen eher weniger.
Im Winter benötigen die Palmen im Winterquartier deutlich weniger Wasser – ich gieße in der kalten Garage maximal 1x im Monat und dabei bleibt die Erde noch feucht.
Bei im Freien befindlichen Palmen rät mein Palmenprofi dazu, bei Dauerfrösten die Palmen ab und an zu gießen. Eisbildung dabei aber vermeiden. Das soll ein Vertrocknen (im Winter auch möglich) verhindern.
Ob es wahr ist oder nicht, kann ich natürlich nicht garantieren, bisweilen hat es aber gut geklappt.
Eine sehr beliebte (etwas kleinwüchsigere, dafür kompaktere) Zuchtform der Trachycarpus fortunei ist übrigens die Trachycarpus fortunei, Variante wagnerianus.
Weitere Fotos Trachycarpus fortunei: